Lukas Verlag
Sachbuch

Moderation: Julius Reinsberg

Die bisher bekannten Biografien von Rose und Bodo Schlösinger sind schnell zusammengefasst: Rose Schlösinger wurde 1907 in Frankfurt-Bornheim geboren, war Tochter der Frauenrechtlerin und Sozialdemokratin Sophie Ennenbach, engagierte sich in der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ), arbeitete als Kindergärtnerin und in der Sozialfürsorge und wurde – wie ihre Mutter – 1933 arbeitslos, woraufhin sie schweren Herzens die Heimatstadt verließ. In Chemnitz heiratete sie 1939 in zweiter Ehe Bodo Schlösinger. Durch ihn, Jahrgang 1908, Schriftsteller und Schüler am Berliner Abendgymnasium, kam sie in Kontakt zu Mildred und Arvid Harnack im Berliner Widerstandsnetzwerk der „Roten Kapelle“.

Rose Schlösinger wurde am 18. September 1942 festgenommen, am 20. Januar 1943 zum Tode verurteilt und am 5. August 1943 im Strafgefängnis Plötzensee enthauptet. Bodo Schlösinger wurde 1941 als Russischdolmetscher an der Ostfront eingesetzt. Als er vom Todesurteil gegen seine Frau erfuhr, nahm er sich am 23. Februar 1943 das Leben. Bis auf solche Lebensdaten war bisher nur wenig über beide bekannt.

Neues Quellenmaterial ermöglicht nun eine intensive Auseinandersetzung mit den Erfahrungen zweier besonderer Menschen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Dieser Band zeichnet ihre Lebenswege nach anhand zahlreicher unveröffentlichter Dokumente vor allem aus dem Nachlass Schlösinger-Ennenbach-Sideri, der sich jetzt in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin befindet. Fotos, Briefe an die neunjährige Tochter in der Kinderlandverschickung, Kassiber und Briefe aus dem Gefängnis sowie der Erinnerungsbericht von Sophie Ennenbach geben sehr persönliche Einblicke in Rose Schlösingers Biografie. Von Bodo Schlösinger sind neben Kurzgeschichten und Romanen auch ein Kriegstagebuch und Widerstandsdokumente von der russischen Front überliefert.